Karate als Technik in Zeit und Raum
Dan-Vorbereitung in Bad Bentheim
Gelöste Stimmung lag in der Halle, als sich am 25. September Braun- und
Schwarzgurte in Bad Bentheim trafen. Impf- und Testzertifikate wurden
bereitwillig vorgezeigt, dann konnte der Lehrgang mit Uli Heckhuis, Thorsten
Dirks und Judith Niemann beginnen.
Der Lehrgang, der konkret auf Karateka abgestimmt war, die sich in den
nächsten sechs bis zwölf Monaten einer Dan-Prüfung stellen wollen, hatte ein
spezielles Ziel: Das dort gezeigte Karate soll (wieder) kämpferischer
werden. „Früher gab es als Prüfungsteil auch die Selbstverteidigung im
Kreis, man wusste nie, welcher Angriff als nächstes von welchem Partner
kommen würde. Das hat eine kämpferischere Atmosphäre geschaffen“, führte
Hanshi Uli Heckhuis aus. „Heute sind wir oft sehr nah an der reinen
Formschule, gerade bei den höheren Dan-Graden muss man sich davon aber
lösen.“
In der ersten Einheit legte Judith Niemann den Schwerpunkt auf
Bewegungsimpulse in Kihon und Kata. „Das Kihon ist eure Visitenkarte in der
Prüfung. So wie ihr euch hier und in eurer Kata bewegt, so werdet ihr auch
mit eurer Partnerin, eurem Partner arbeiten“, erklärte sie. So ging sie auf
blitzschnelle Standwechsel, die Bedeutsamkeit von Rotationsachsen und auch
auf spezifisches Muskeltraining ein. Vormals einfach empfundene Passagen
einzelner Katas wurden neu erlebt. Einiges fiel leichter, weil manche
Teilnehmer systematische Fehler abstellen konnten, andere Bewegungsmuster
fielen aber auch sehr schwer, weil die benötigte Muskulatur noch fehlte.
Uli ErklärungUli Heckhuis gab dem Lehrgang in der zweiten Einheit
Seminarcharakter. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, ihre eingeübten
Partnerformen verschiedenen kämpferischen Mustern zuzuordnen: Go No Sen, Sen
no Sen oder Sen Sen no Sen standen zur Auswahl. Dabei bedeutet Go no Sen,
dass ein Angriff primär abgeblockt und in einer zweiten Aktion erst
gekontert wird. Sen no Sen beschreibt, dass der Angriff gleichzeitig in
einem Gegenangriff mündet. Sen Sen no Sen schließlich beschreibt die
Situation, wo der Verteidiger eine Art Präventiv-Angriff startet. Die
meisten gezeigten Formen der Teilnehmer waren in der Ausführung klar Go no
Sen, doch im Verlauf der Trainingseinheit wurde klar, dass sie mit wenigen
Änderungen deutlich kämpferischer ausführbar waren und schließlich dem Sen
no Sen zugeordnet werden können. Hier konnten Bewegungsmuster aus der ersten
Trainingseinheit übernommen werden. Der Austausch zwischen den Karateka in
dieser Einheit war sehr wertvoll und gewinnbringend.
Abschließend vermittelte Thorsten Dirks die Kata Shisoshin und fasste dabei
wichtige Aspekte der vorherigen Einheiten zusammen. Die Kombination langer
Stände mit sehr schnellen, kurzen Armtechniken macht die Kata-Ausführung
herausfordernd. Die jeweilige Darbietung der Kata in der Dan-Prüfung
ermöglicht es erfahrenen Prüfern zu sehen, inwieweit bei den Kandidaten das
Verständnis für diese Komplexität bereits vorhanden ist.
Die Teilnehmenden, die teils aus der Region kamen, teils aber auch mehrere
Hundert Kilometer Anreise hinter sich hatten, zeigten sich mit dem Lehrgang
zufrieden. Für die Verdienste im Yuishinkan verlieh Uli Thorsten Dirks im
Rahmen der Veranstaltung den Ehrentitel Kyoshi. Fritz Nöpel hatte Uli die
Berechtigung erteilt, die Ehrentitel zu verleihen. Für das nächste Jahr ist
eine Wiederholung des Lehrgangs bereits in Planung.