Interview mit KVN-Präsident Dieter Mansky zu seiner Karatelaufbahn,
seinem Wirken als KVN-Präsident und der Zukunft des Karate im DKV/KVN
Das Interview fand im Rahmen eines Gespräches über die Historie des KVN statt
Dierk Hickmann (dh): Nach der Ehrung von Bernd Schäfer für seine 50jährige Tätigkeit als Schatzmeister des NKV und seines Nachfolgeverbandes KVN auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung, ist uns allen bewusst geworden, wie lange es den Karatesport bereits in Niedersachsen gibt und das Karateka der ersten Stunde seit über 50 Jahren dabei sind. Du bist ebenfalls fast seit den Anfängen dabei – oder?
Dieter Mansky (DM): Ja, ich war einer der ersten Danträger in Niedersachsen und habe die Prüfung zum 1. Dan 1967 bei Hirokazu Kanazawa gemacht.
Mein Freund Bernd Schäfer hat schon früh administrative Verantwortung für unseren Karatesport als Schatzmeister des Niedersächsischen Karateverbandes übernommen. Das hat er mit viel Einsatz über diese lange Zeit durchgehalten.
Ich war mehr auf der sportlichen Ebene tätig. Nach meinem Einstieg in den Karatesport im Jahr 1964 bei Wolfgang Schnur im DKB-Dojo in Braunschweig, habe ich einige Dojos im damaligen NKV gegründet, u.a. 1967 das Karate Dojo Hannover, das Uni-Dojo in Hannover, das Dojo Shotokan Salzgitter und 1989 das Dojo Shotokan Hildesheim. Im Letztgenannten bin ich seit der Gründung 1. Vorsitzender.
dh: Trotzdem hast du dich ebenfalls früh in der Sportpolitik für das Karate eingesetzt
DM: Ja richtig. 1974 wurde ich Landessportwart in Niedersachsen und von 1975 bis 2002 hatte ich das Amt des Lehrwartes inne. 1985 wählten mich die Dojos zum Präsidenten des NKV. Es kam dann auch sehr schnell zu Fusionsverhandlungen zwischen dem NKV und der NKU, dem zweiten großen Karateverband in Niedersachsen, deren Präsident Karl-Peter Ludwig war. 1988 gründeten wir den heutigen KVN, der alle Karateverbände in Niedersachsen unter einem Dach vereinigte. Als Präsident wählten wir Karl-Peter Ludwig, Schatzmeister wurde Bernd Schäfer und das Amt des Sportwartes übernahm ich. Seit 1998 vertrete ich den Karateverband Niedersachsen als Präsident.
dh: Also neben 55 Jahre im Karatesport immerhin auch schon 45 Jahre in der Karatesportpolitik – länger, als ein großer Teil unserer Karateka in Niedersachsen alt ist … Neben der Förderung unseres Sports blieb aber noch genug Zeit für die Pflege deiner eigenen sportlichen Laufbahn?
DM: Das war tatsächlich so. Zwischen 1972 und 1979 waren meine erfolgreichen karatesportlichen Jahre. Ich wurde u.a. Landesmeister im Kumite-Einzel, Kata-Einzel und mit der Kumite-Mannschaft. Auch in der Bundesliga errang unsere Mannschaft den 1. Platz und auf dem Shotokan-Cup wurde ich Kata-Einzel-Sieger. Viele 2. und 3. Plätze folgten in verschiedenen Kategorien, u.a. auch beim Bohemia Cup in Prag.
dh: Und dann die Erfolge als Trainer für den Shotokan Hildesheim …
DM: Die Shotokan Hildesheim Mannschaften belegten 1. und 2. Plätze bis rauf zu den Deutschen Meisterschaften und dem Shotokan Cup. Zwischen 1992 und 1996 hatten wir auch Erfolge mit unserer Bundesliga Herren- und auch der Damen-Mannschaft. Das war eine schöne Zeit, die es mir ermöglichte, meine eigenen Erfahrungen im Wettkampf an andere Sportler weiter zu geben und am Rand der Wettkampffläche immer noch dabei zu sein.
dh: Danach hast du in den Jahren als Präsident des KVN bis heute mit unterschiedlichen Koalitionen in der Bundesversammlung versucht, die KVN-Interessen zu vertreten und Veränderungen im DKV zu bewirken. Das ist nicht immer erfolgreich gewesen – oder?
DM: Auch das ist richtig. Als viertgrößter Landesverband im Deutschen Karateverband stellen wir immerhin ein großes Gewicht im DKV dar. Gegen die drei größten Verbände sind wir aber immer noch deutlich kleiner. Trotzdem ist es mir mit Freunden und Gleichgesinnten immer wieder gelungen, Dinge im DKV zu verändern, die aus frühen Zeiten herübergerettet wurden, aber heute nicht mehr zeitgemäß sind.
dh: Was wäre das zum Beispiel?
DM: Ich habe seinerzeit eine Initiative mit einem Antrag an den DKV eingeleitet, das SOK (stilrichtungsoffenes Karate) als anerkannte Stilrichtung zu etablieren. Die Dominanz von Shotokan war damals zu groß und ließ keine Alternativen gerade im Prüfungsbereich zu.
dh: Verlässt dich nach einer so langen Zeit des Kämpfens und manchmal auch des Verlierens nicht ab und zu der Mut zum Weitermachen? Oder ist nach 8 sportlichen Danprüfungen die Verleihung des 9. Dan durch den DKV 2017 Auszeichnung und Motivation genug? Das ist doch eine ganz besondere Auszeichnung für einen Karateka!
DM: Ja natürlich! Ich habe mich riesig darüber gefreut. Trotzdem hatte ich nach einigen privaten Herausforderungen Anfang dieses Jahres tatsächlich eine Phase, in der ich einige Dinge neu bewertete, unter anderem meinen Einsatz in der Sportpolitik für das Karate. Es gab aber eine Wendung als mein Freund Wolfgang Hagge, Präsident des Karate Verbandes Schleswig-Holstein, zum Vizepräsidenten des DKV gewählt wurde.
dh: Wie ist das zu verstehen?
DM: Mit Wolfgang verbindet mich nicht nur eine langjährige sportliche und private Freundschaft, wir teilen auch viele Ansichten über unseren Sport und die erforderliche politische Arbeit im DKV. Dafür haben wir viele Jahre lang gemeinsam gekämpft. Durch seinen Einzug in das DKV-Präsidium wird frischer Wind in den DKV kommen und die sportpolitische Arbeit bekommt vielleicht neue Impulse.
Es stehen bedeutende Veränderungen sowohl im personellen Bereich als auch in der Gesamtstruktur des DKV´s an. Natürlich kann ich an dieser Stelle keine Details nennen. Ich kann jedoch sagen, dass eine neue Generation junger ehemaliger Aktiver Tätigkeiten im DKV aufgenommen haben, die vielversprechend sind und Karate als Sportart voranbringen wird. Ein Beispiel ist unser KVN Sportwart Martin Weber, der nicht nur im KVN erfolgreich arbeitet, der aber auch über meine Unterstützung im DKV als Leistungssport-Koordinator tätig wurde und die Akzeptanz aller Beteiligten hat.
dh: In der KVN Mitgliederversammlung 2020 wird das Präsidium neu gewählt. Ist es vermessen zu fragen, ob wir uns nach einem neuen Präsidenten für den KVN umsehen müssen?
DM: (lacht) Nein natürlich ist das nicht vermessen! Und ich hatte auch darüber nachgedacht, nicht wieder zu kandidieren. Dieses hatte ich auch meinen Vorstandskollegen bereits so mitgeteilt. Auf Grund meiner langjährigen Erfahrung haben sich sportpolitische Konstellationen zwischen den Landesverbänden ergeben, wo ich gefragt wurde, ob ich nicht doch noch einmal eine Legislaturperiode lang die Entscheidungen auf Bundesebene als Länderpräsident mitgestalten möchte.
Die neue Struktur des DKV mit allen noch anstehenden Entscheidungen machen mir Hoffnung, mit meinen Erfahrungen meine Vorstellung des Karatesports auf Bundesebene realisieren zu können.
Ich würde diese Chance gern noch einmal ergreifen und mich weiter für das Karate in Niedersachsen und auf Bundesebeneengagieren. Dafür habe ich ein Netzwerk im Bundesverband aufgebaut, das ich nutzen kann.
Wenn die KVN-Mitgliederversammlung mir Anfang 2020 ein neues Votum gibt, bin ich dafür bereit.
dh: Vielen Dank für den Einblick in deine Karate-Historie und die Zeit für das Gespräch.